Leseprobe Zeelandgeschichten

Eine Leseprobe aus der Geschichte „Hase“, zu finden in meinem E-Book „Zeelandgeschichten – Sieben mal Meer“

Zeeland_Cover_ebook

 

Hase

Der Campingplatz brannte und es war meine Schuld. Aber ich war zum ersten Mal, seitdem wir hier angekommen waren, wieder ausgeglichen. Als ich die Flammen aus dem Spaßmobil schlag sah, breitete sich ein innerer Frieden in mir aus. So sollte sich Urlaub immer anfühlen, dachte ich. Kurz beobachtete ich noch die Rentner, die es sich in ihren Liegestühlen bequem machten, um auf das Eintreffen der Feuerwehr zu warten. Ich fragte mich, wie das alles so weit kommen konnte. Eigentlich hatte alles ganz harmlos angefangen.

Juni und ich waren für ein paar Tage von zu Hause geflohen. Wir hatten einfach das Zelt ins Auto geschmissen, Luftmatratze oben drauf und den Schlafsack hinterher. Auf geht’s, riefen wir, und ließen uns bei lauter Musik den Fahrtwind um die Ohren brausen. Black Sabbath, Dire Straits und irgend so ein moderner Kram aus dem Radio begleitete uns auf der Flucht. Bis wir bei Herentals im Stau standen.

Inzwischen war es Mittag geworden. Die Sonne brannte, die Temperatur in unserem Auto stieg, die Laune sank. Die große Freiheit endet auf der Autobahn.

Ob man sich zu Fuß freier fühlt, als wenn man mit dem Wagen auf Reisen geht, frage ich mich? Ich meine, man bleibt nicht stecken, oder? Wenn es mal nicht weiter geht, geht man einen anderen Weg. Es gibt keinen, der sagt: Hier dürfen Sie nur geradeaus gehen, nein, auch nicht rechts abbiegen, nur geradeaus. Im Auto auf der Autobahn ist man eingesperrt zwischen den Leitplanken und der Willkür des Verkehrs vollkommen ausgeliefert. Von Freiheit keine Spur.

Juni begann zu singen, um sich die Zeit zu vertreiben. Alte Kinderlieder, bei denen man mit den Händen mitklatschen musste. Mach mit, sagte sie, das macht Spaß. Ich machte mit. Um ihr eine Freude zu machen und einfach nur, um anders zu sein, als die anderen Autofahrer, die dumpf brütend hinter ihrem Steuer vor sich hin starrten, massenweise Zigaretten in sich hineinstopften oder begannen ihren Kinder die Schuld für den Stau zu geben. Wir sangen, wir klatschten und ich fühlte mich wie ein Gefangener in der Todeszelle.

Feuer gefangen? Hier gibt es das E-Book für den Kindle, und hier als epub oder pdf.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert