Leseprobe: Das Geheimnis der Boreas-Oase

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„Die erste Grabkammer“, sagte Schnitzler mit eisiger Stimme. Und ich ahnte, warum sie so hieß. An der gegenüberliegenden Wand waren dutzende weiße, hölzerne Kreuze aufgestellt, die sich scharf gegen die schwarze Wand abzeichneten. „Hier haben wir mehr als die Hälfte unserer Gruppe verloren. Professor Lang war nicht darauf gefasst gewesen, so schnell reagieren zu müssen. Doch kaum hatten die Maschinen diese Wand durchstoßen, hatten die Flugkraken uns auch schon angegriffen. Professor Lang sagte, sie mussten seit Jahrhunderten hier unten
eingesperrt gewesen sein, und doch waren sie so aktiv, dass sie direkt und ohne zu zögern über uns herfielen. Die wenigen Minuten, die Professor Lang brauchte, um das Amulett zu aktivieren, den Bannspruch zu suchen und zu nutzen, waren zu lang für einen Großteil der Mannschaft. Hilflos wurden wir durch die Gänge gejagt, ohne Möglichkeit, zu fliehen. Die Tentakel der Monster rissen die anderen einfach auseinander. Ich habe einfach nur Glück gehabt. Professor Lang hat sie nun gebannt und jeder von uns trägt ein Amulett.“ Vorsichtig streichelte er über den silbernen Anhänger. „Aber sobald man nicht aufpasst … man muss immer wachsam sein. Wir haben sie nicht besiegt, sondern nur aufgehalten. Sie warten auf ihre Chance, nutzen unsere Schwachpunkte.“ Er sah mich düster an. „Diese Expedition ist ein Himmelfahrtskommando und jeder Schacht, den wir in den Fels getrieben haben, ein Massengrab. Doch Professor Lang ist wie besessen. Er hat alle unsere Bedenken beiseite gewischt. Wenn SS-Obersturmbannführer Schwarzkopf nicht für seine Sicherheit sorgen würde … ich sage Ihnen, wir hätten schon längst abgebrochen.“ Er seufzte. „Doch dafür ist es nun zu spät, befürchte ich.“
Mir grauste vor dem, was Schnitzler mir noch erzählen mochte. Ich wollte es lieber nicht wissen, ich hatte Angst vor den Entdeckungen, die Professor Lang hier unter dem Eis ausgegraben hatte. Auf der anderen Seite aber spürte ich diese Spannung, endlich etwas zu erleben, von dem ich in den Büchern in Arkham nur gelesen hatte. Flugkraken! Mein Gott, dachte ich. Wenn es Flugkraken gibt, dann wird es auch die anderen Wesen geben!
„Wir haben den See des Großen Alten entdeckt“, sagte Schnitzler. In seinem Ton klang kein Triumph über diese bergmännische und wissenschaftliche Meisterleistung. Nein, nur Reue und endlose Angst hörte ich aus seinen Worten. Aufgeregt fasste ich ihn an der Schulter. „Bringen Sie mich hin.“
„Und dann?“ „Bereiten wir dem Spuk ein Ende.“

Das Geheimnis der Boreas-Oase